Ultraschall in der Schwangerenvorsorge ist kein Babyfernsehen
Ultraschalluntersuchungen gehören zu den beliebtesten Terminen in der Vorsorge. Endlich können Sie "etwas sehen". Ich höre häufig von Schwangeren: "Das gibt mir Sicherheit".
Aber, die Schalle sind eigentlich zum Auffinden von Auffälligkeiten gedacht und nicht zur Be(un)ruhigung der Eltern.
Nicht wenige Paare messen die Qualität einer Vorsorge an der Anzahl der Ultraschalle in der Schwangerschaft.
Allerdings sind seit langer Zeit nur noch drei Schalle vorgesehen. Dabei geht es diesmal nicht vorrangig um das Sparen. Vielmehr haben seriöse Studien gezeigt, ob man drei oder zehn Ultraschalle macht: es werden nicht mehr echte Auffälligkeiten gefunden. In der Praxis werden im Gegenteil sehr oft weitere Untersuchungen veranlasst. Sie sind nicht immer sinnvoll und verunsichern viele Paare.
Auch, ob "tolle" Filme angeboten werden ist nicht wirklich medizinisch wichtig. Diesen Trend finde ich ganz persönlich höchst bedenklich. So faszinierend es auch sein kann: UltraschallUltraschall
Spezielle Form der Sonographie, bei der eine schmalle Sonde in die Scheide eingeführt wird, um die inneren Genitalorgane besser darstellen zu können. Die mit dieser Methode gewonnenen Bilder zeichnen sich meist durch eine deutlich bessere Qualität aus, so daß Erkrankungen oft früher und eindeutiger erfaßt werden.
ist kein Babyfernsehen. Damit wird viel Geld verdient, aber vielleicht überlegen Sie sich mal das Folgende: Wären Sie damit einverstanden, ungefragt in einem geschützten Raum gefilmt und dann herumgezeigt zu werden?
Inzwischen gibt es ganze Fotostudios, die zusammen mit Arztpraxen ein Großereignis daraus machen. Falls Sie über ein solches Angebot stolpern: Es ist nicht unbedingt ersichtlich, wer das Feinultraschallgerät bedient. Ganz sicher nicht immer ein Arzt. Dieser Berufsgruppe ist die Technik vorbehalten.
Damit keine Missverständnisse aufkommen. Ich bin nicht gegen Ultraschalle, sondern finde sie faszinierend und (richtig eingesetzt) mehr als nützlich.
Der folgende Artikel steht in direktem Zusammenhang mit der Hebammenproblematik in Deutschland. Trotzdem ist er grundsätzlich höchst interessant.
Geburtsterminbestimmung mittels Ultraschall – ein Roulettespiel?
Die „Berechnung“ (besser: Schätzung) des Geburtstermins per Ultraschallgerät ist aufgrund technischer, methodischer und physikalischer Ursachen nur sehr ungenau und mit großer Unsicherheit behaftet. Wenn therapeutische Entscheidungen auf dieser Basis getroffen werden, kann dies gefährliche Folgen haben.
Eine Fehlerbetrachtung. Wann ist es soweit, wann wird unser Kind geboren? Diese Frage stellt sich wohl jedes Paar, wenn es erfährt, dass ein Baby unterwegs ist. Seit einigen Wochen bekommt diese Frage nun aber noch eine besondere Brisanz: Krankenkassen möchten die Zulassung von Hebammen-Geburten an genau diesen zu errechnenden Geburtstermin knüpfen:
Bei Terminüberschreitung soll nunmehr erst ein Arzt prüfen, ob noch alles in Ordnung ist. Genau dies steht aktuell in den Verhandlungen der Spitzenverbände der Krankenkassen mit den Hebammenverbänden zur Debatte und hätte fatale Folgen für den Beruf der selbstständigen Hebamme. Bisher ist es gesetzlich genau andersherum geregelt: Die Hebamme prüft, ob noch alles in Ordnung ist und zieht erst nachfolgend einen Arzt hinzu, wenn Zweifel bestehen – eine vernünftige Regel, denn Schwangerschaft und Geburt sind natürlich ablaufende Vorgänge und Hebammen sind die Spezialistinnen für die physiologische Geburt.
Doch seit Jahren hat sich das schleichend geändert. 80 Prozent aller Schwangerschaften in Deutschland werden mittlerweile als Risikoschwangerschaften betrachtet und behandelt. In den USA werden inzwischen 15 Prozent aller Geburten vorzeitig beendet. Höchstwahrscheinlich gibt es sogar einen Zusammenhang zwischen dem häufigen Eingreifen (Intervention) in Geburtskliniken und der extrem hohen Kaiserschnittrate in vielen Ländern.
Auch das kniffelige Thema Terminüberschreitung spielt dabei eine Rolle. Jede Schwangerschaft ist individuell verschieden. Dabei gleicht die Dauer der Schwangerschaft einem Lotteriespiel mit vielen Unbekannten. Einflüsse wie das Geschlecht des Kindes, Ernährungsgewohnheiten und Erkrankungen der Mutter, frühere Geburten und das Alter der Mutter können sie verlängern oder verkürzen. Diese Abweichungen sind nicht nur ungefährlich, sondern offenbar die Norm.
In einer amerikanischen Studie wurden die natürlichen Abweichungen auf drei Wochen vor und 17 Tage nach der durchschnittlichen Schwangerschaftsdauer beziffert. Nun weiß man seit vielen Jahrzehnten, dass Eizellen ungefähr 14 Tage vor Beginn der nächsten Regel für ungefähr einen Tag befruchtungsfähig sind. Kennt man also den Tag des Beginns der letzten Monatsblutung, kann man überschlagen: 14 Tage bis zum Eisprung, dann 266 Tage bis zur Geburt, das ergibt 280 Tage.
So rechnet tatsächlich jedes Ultraschallgerät und die meisten Geburtsterminrechner im Internet! Doch diese Rechnung stimmt nur bei wenigen Frauen – wie jeder Gynäkologe und jede Hebamme weiß. Die Zeit bis zum Eisprung beträgt nämlich nur dann etwa 14 Tage, wenn der ZyklusZyklus
Der Monatszyklus wird von den Hormonen Östrogen und Gestagen gesteuert und dauert von einer Regelblutung (Menstruation) bis zur nächsten durchschnittlich 28 Tage. In jedem Zyklus bereitet sich die Gebärmutterschleimhaut auf eine Schwangerschaft vor. Bleibt eine Berfruchtung aus, wird die Schleimhaut wieder abgebaut und die Reste mit der Regelblutung ausgestoßen. Dann beginnt der Zyklus wieder von vorne.
28 Tage dauert: Zyklen zwischen 21 Tagen und 36 Tagen gelten aber noch als normal. Statt nach 14 Tagen kann eine Eizelle also durchaus schon 7 Tage, manchmal aber auch erst 22 Tage nach Regelbeginn befruchtet werden.Mehr Genauigkeit durch den UltraschallUltraschall
Spezielle Form der Sonographie, bei der eine schmalle Sonde in die Scheide eingeführt wird, um die inneren Genitalorgane besser darstellen zu können. Die mit dieser Methode gewonnenen Bilder zeichnen sich meist durch eine deutlich bessere Qualität aus, so daß Erkrankungen oft früher und eindeutiger erfaßt werden.
?Nun wird es spannend, denn es gibt darüber hinaus ja noch die Ultraschalluntersuchung. Wie bekommt ein Gynäkologe per Ultraschallgerät heraus, wann die KonzeptionKonzeption
Befruchtung (Befruchtung) war? Er fragt zunächst wieder nach dem ersten Tag der letzten Regel, denn: auch der Terminrechner im Ultraschallgerät verlangt dieses Datum genauso ab, wie die bereits erwähnten Internetseiten.Die Formel, nach der seit 160 Jahren der Termin errechnet wird, lautet: Erster Regeltag plus 280 = ungefährer Geburtstermin. Das Datum steht damit scheinbar fest – aber nur in der Theorie. Denn dieser Termin ist fast immer falsch. Abweichungen nach oben (23 Tage) oder nach unten (30 Tage) sind, wie eingangs erwähnt, keine Ausnahme. Zur Kontrolle misst ein Untersucher nun auf dem Ultraschallbildschirm üblicherweise die Distanz zwischen Scheitel und Steiß des Kindes und das Ultraschallgerät gibt einen aus diesen Daten interpolierten zweiten Termin der Geburt aus. Liegen mehr als 7 Tage Unterschied zwischen den nach Eisprung und UltraschallUltraschall
Spezielle Form der Sonographie, bei der eine schmalle Sonde in die Scheide eingeführt wird, um die inneren Genitalorgane besser darstellen zu können. Die mit dieser Methode gewonnenen Bilder zeichnen sich meist durch eine deutlich bessere Qualität aus, so daß Erkrankungen oft früher und eindeutiger erfaßt werden.
berechneten Terminen, korrigiert der Untersucher den errechneten Termin nach dem Ultraschallergebnis.
Auch durch die Technik lassen sich nur Schätzwerte ermitteln
Jetzt kommt die Technik ins Spiel. Wie nämlich ermittelt ein Ultraschallgerät aus der „gemessenen“ Distanz diesen Termin? Antwort eines Ultraschall-ExpertenUltraschall-Experten
Spezielle Form der Sonographie, bei der eine schmalle Sonde in die Scheide eingeführt wird, um die inneren Genitalorgane besser darstellen zu können. Die mit dieser Methode gewonnenen Bilder zeichnen sich meist durch eine deutlich bessere Qualität aus, so daß Erkrankungen oft früher und eindeutiger erfaßt werden.
: mittels grober Schätzung. Die Algorithmen zur Berechnung beruhen nämlich auf Näherungsformeln und fehlerbehaftete Messungen. Jeder Ultraschallgerätehersteller weiß das und gibt den Fehler sogar an. Für Streckenmessungen liegt er in der Größenordnung von 8 Prozent. Untersucherbedingt kommen noch Messfehler hinzu, diese liegen in der Größenordnung von 7 bis 25 Prozent. Um daraus nun das Schwangerschaftsalter zu berechnen, greift das Ultraschallgerät auf Normtabellen zurück, die nochmals mit plus/minus fünf Tagen fehlerbehaftet sind.Hinzu kommen auch hier wieder die natürlichen Schwankungen bei der Schwangerschaftsdauer von plus 23 Tagen bis minus 17 Tagen. Und noch ein weiterer systematischer Fehler verschlechtert die Genauigkeit des ausgegebenen Termins: Seit wenigen Jahren weiß man dank einer schwedischen Studie, dass die mittlere Schwangerschaftsdauer nach der letzten PeriodePeriode
Die monatliche Blutung innerhalb des Zyklus dauert durchschnittlich 4 Tage. Sie findet mit Ausnahme der Schwangerschaft von der Menarche bis zur Menopause statt.Bei vielen Frauen sind diese Tage und Tage davor mit Beschwerden wie Dysmenorrhoe oder Prämenstruelles Syndrom verbunden, die aber heute erfolgreich behandelt werden können.
um 3 Tage länger ist, als bisher stets angenommen. Betont werden muss zudem, dass alle Berechnungen stets nur Mittelwerte ergeben und nie eine präzise Voraussage sein können. Die Unsicherheit, mit der der im Mutterpass eingetragene Termin behaftet ist, beträgt also mehrere Wochen. Anders gesagt: Die Wahrscheinlichkeit, dass der berechnete Termin eingehalten wird, liegt bei maximal 4,5 Prozent!Ein statistischer Mittelwert, noch dazu ein so stark fehlerbehafteter wie der errechnete Geburtstermin, stellt – wie schon der Name sagt – ausdrücklich keinen Grenzwert dar. Wer das nicht beachtet, könnte folgenschwere Fehlentscheidungen treffen, die u.U. den Straftatbestand der Körperverletzung erfüllen könnten:
Die Festlegung von Operationen (KaiserschnittKaiserschnitt
Kaiserschnitt. Geburtshilfliche Operation bei der die Bauchdecke und die Gebärmutter Uterus geöffnet werden, um das Kind auf diesem Wege zu entbinden.
) oder auch nur von heute typischen Interventionen (z.B. Geburtseinleitung) allein aufgrund der Überschreitung eines fehlerhaft berechneten Geburtstermins wäre nicht nur fahrlässig, sondern für Mutter und Kind unter Umständen lebensgefährlich.Es entzieht sich jeder wissenschaftlichen Grundlage, wenn Ärzte oder Krankenkassen einen solchen Mittelwert als Grenzwert für die Erlaubnis oder als Voraussetzung für die Bezahlung außerklinischer Geburtshilfe deklarieren würden. Genau dies steht jedoch aktuell in den Verhandlungen der Spitzenverbände der Krankenkassen mit den Hebammenverbänden unter anderem zur Debatte.
Es ist daher richtig, wenn die Hebammenverbände eine solche Bedingung strikt ablehnen.
Autor: Ulrich Wieland, Dipl.-Ing. für Biomedizintechnik (FH), Dipl.-Ing. für Informationstechnik, Objektleiter Biomedizintechnik/IT am DRK-Krankenhaus Lichtenstein
Der Artikel ist die Kurzfassung eines ausführlichen Berichts, der in der aktuellen Ausgabe des Hebammenforums 9/2015 zu lesen ist. Außerdem hat der Autor einen noch detaillierteren Bericht geschrieben, der bei ihm angefordert werden kann: Wieland.ulrich(at)drk-khs.de
Mein virtuelles Karteikästchen enthält diesmal Denkanstöße
Drei unterschiedliche Ultaschallbefunde
von drei Ärzten zu bekommen ist kein Problem.. ...je nach Gerät, Erfahrung und Technik!
Könnte es sein, dass man so weitere Untersuchungen veranlassen und begründen kann, die erheblich mehr einbringen, als die Vorsorgepauschale??
Ist es ketzerisch so zu denken? Der Blickwinkel der meisten Ärzte ist sehr medizinisch. Zudem spielen Haftungsfragen ein Rolle.....Trotzdem: es wird damit sehr viel Geld verdient. Die teuren Geräte müssen sich ja rechnen.
Oder ist es wirklich Ihre Nachfrage die das Angebot bestimmt?